Thilo Leipoldt bei LinkedIn zu Reaktanz
In seinem aktuellen sehr lesenswerten Kommentar beschreibt Sascha Lobo sehr treffend, wie #Reaktanz im Politikbetrieb dazu führt, dass rationale Argumente keine Chance mehr haben. Das Prinzip dahinter: Menschen lehnen Veränderungen nicht immer wegen ihres Inhalts ab, sondern weil sie das Gefühl haben, dass ihnen diese Veränderung aufgezwungen wird. Dann entsteht jener Blindwiderstand, den Menschen empfinden, wenn sie sich in ihrer Freiheit beschränkt oder bevormundet fühlen, wie es Carmen Thomas in ihrem Buch Reaktanz beschrieben hat.
Dieses Phänomen des Widerstands gegen wahrgenommenen Beeinflussungsdruck ist aber nicht nur etwas, was wir in der Politik vorfinden. Diese Reaktanz finden wir in allen gesellschaftlichen Bereichen und damit auch am Arbeitsplatz vor. Schlaue Psychologen oder Soziologen könnten wahrscheinlich sogar meinen Verdacht bestätigen, dass sich der Blindwiderstand in allen Lebensbereichen gegenseitig verstärkt.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Change-Management-Prozesse scheitern i.d.R. nicht an der inhaltlichen Qualität der Veränderung, sondern am Widerstand derjenigen, die sich nicht gehört fühlen und bei denen das Gefühl entsteht, alles wird ihnen aufgedrückt.
Schon aus diesem Grunde sprach ich mich Anfang der Woche dafür aus, lieber von #ChangeLeadership zu sprechen.
Drei zentrale Erkenntnisse für Change Leadership:
1️⃣ Autonomie erhalten statt Druck erzeugen: Mitarbeitende müssen das Gefühl haben, Teil des Veränderungsprozesses zu sein. Wer nur Top-down-Anweisungen gibt, erzeugt Ablehnung statt Akzeptanz.
2️⃣ Psychologische Sicherheit schaffen: Veränderungen erzeugen Unsicherheit. Wer frühzeitig und transparent kommuniziert und auch Ängste adressiert, reduziert Widerstände.
3️⃣ Beteiligung als Schlüssel zur Akzeptanz: Menschen akzeptieren Veränderungen eher, wenn sie mitgestalten können. Partizipation ist kein „nice to have“, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor.
Fazit:
Reaktanz ist kein „Fehler im System“, sondern ein natürliches Phänomen. Erfolgreiches Change Leadership bedeutet, diesen Widerstand nicht nur zu erwarten, sondern aktiv in die Gestaltung der Transformation einzubeziehen.
Und noch einen Schritt weiterzugehen, die Reaktanz umzuwidmen; im Sinne einer bewussten Nutzung dieses Widerstands, um ihn produktiv in Energie für Veränderung umzuwandeln. Anstatt Reaktanz als reines Hindernis zu betrachten, kann sie als Signal verstanden werden: Sie zeigt, dass Menschen emotional involviert sind und ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung haben.
Um das zu erkennen, dafür muss man sich aber um die Menschen kümmern und muss Anteil an ihren Befindlichkeiten und Bedürfnissen nehmen. Das gelingt dem Change Manager eher seltener, wohl aber dem Change Leader.
#ChangeLeadership #ChangeManagement #Reaktanz #Transformation
In den 1970er Jahren musste sich Carmen Thomas in der männerdominierten Rundfunkwelt ihren Platz hart erkämpfen. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die damals moderieren durften – in einer Zeit, in der traditionelle Strukturen kaum Raum für Veränderung ließen.
In unserem Gespräch gibt sie spannende Einblicke in ihren Weg: Wie sie eine mediale Kampagne der Bild-Zeitung souverän überstand, warum ihr berühmter Versprecher „Schalke 05“ in der Sportschau mehr Segen als Fluch war und mit welcher Strategie sie selbst die schwierigsten Gesprächspartner in Hallo, Ü-Wagen geschickt lenkte.
Ein Schlüssel zu ihrem Erfolg ist das Konzept der Reaktanz – ein zunächst ungewohnt klingender Begriff, der sich als essenziell für ihre Arbeit und ihren Umgang mit Widerstand erwiesen hat. Bis heute nutzt sie dieses Prinzip, um Kommunikation auf ein neues Level zu heben.
In einer inspirierenden Podcast-Folge sprechen wir mit der renommierten Rundfunkexpertin Carmen Thomas über ihr Buch „Reaktanz – Blindwiderstand erkennen und umnutzen: 7 Schlüssel für ein besseres Miteinander“. Sie gibt wertvolle Impulse, wie wir Widerstände in der Kommunikation nicht nur wahrnehmen, sondern aktiv in positive Veränderungen umwandeln können.
Die 7 Schlüssel der Reaktanz:
Mit praxisnahen Strategien und erprobten Methoden zeigt Carmen Thomas, wie sich Kommunikation und Zusammenarbeit nachhaltig verbessern lassen. Erfahren Sie, wie Sie Widerstände in wertvolle Erkenntnisse verwandeln und ein harmonischeres Miteinander gestalten können.
Unter dieser Überschrift erschien in der Süddeutschen Zeitung vom 4. März 2023 das Interview: https://t1p.de/p7t7o. Das Foto illustriert das im Interview beschriebene „Stoff-an-Stoff-Setting“.
Zum Ergänzen: Ab 1968 im „Morgen-Magazin“ zu den ersten WDR-2-Reporterinnen und -Moderatorinnen zu gehören, die Manuskript-frei live redeten, das war bereits ein Ausnahme-Privileg.
Heute unvorstellbar: Radio war da noch wichtiger als TV und das erste Mal mit Doppelmoderation von Männern und Frauen in der Abteilung „Politik“. (ℹ️: Im WDR Mittags-Magazin verhinderte dessen Chef bis zu seiner Pensionierung 1984 ! die (Einzel-)Moderation von Frauen mit der Begründung, dass „die dazu unfähig sind“).
Immerhin wurde bereits 1973 (noch 1,5 Jahre nach dem Legenden-bildenden Versprecher in der 5. Sendung) für insgesamt 2 Jahre das Samstagabend-ZDF-Sportstudio in einem der beiden nationalen Hauptprogramme zu bester Sendezeit gleich nach den Unterhaltungsshows zum ersten Mal von einer Frau moderiert. Ein echter Aufreger. (Für Interessierte als Ergänzung zu der offenen Antwort: der überraschend verschlungene Weg, der mit einem BBC-TV-Jahresvertrag als Zwischenstation zu dieser hervorragenden ZDF-Position führte, wird in diesem FAZ-Artikel präzise beschrieben: https://t1p.de/i3zjx)
Und als Antwort auf die oft gestellte Frage, was dann kam: U.a. die Festanstellung mit Redaktions-Leitung plus Moderation von WDR „Hallo Ü-Wagen“ (wöchentlich donnerstags von Dezember 1974 bis zum Dezember 1994 fast 1000 mal). Damals strömte das Publikum noch in Scharen zu den Ü-Orten, die stets genau passend waren zu den – vom Publikum selbst angeregten – Themen. Zu dem im SZ-Artikel zitierten Beispiel „Küssen“ zu den Dornröschenkuss-Figuren im Ibbenbürener Märchenwald. (Alle Themen 20 Jahre auf 1 Blick: https://t1p.de/cbv76)
Und da nirgendwo steht, dass das Leben bisher schon 48 bzw 39 Jahre weiterging 😂🤣😂 hier jetzt als Blitz-Einblick für Interessierte:
Danach WDR-Programmgruppen-Leitung mit 5 Live-Mitmach-Sendungen, einem Mitmach-Zentrum am Kölner Dom, Mitmach-Informerinnen in 17 NRW-Städten und einer Mitmach-Zeitung.
Ab 1976 erste Gründung einer „sich-selbst-moderierenden Gruppe“, die seither bröckelnden Kontakt hält.
Ab 1980 Coaching von Tops und ihren Teams aus allen Branchen und aus allen Bereichen des Ehrenamtes.
Und vor 25 Jahren die 1. ModerationsAkademie für Medien + Wirtschaft gründen mit 16 Büchern und vielen YouTube-Beiträgen. Seit der Pandemie neuer Schwerpunkt „Carmen Thomas reloaded 5.0“ mit virtuellen und hybriden Mitmach-Foren und -Ateliers.
Das hätte ja nicht mal dokumentarisch in den pfiffigen Artikel von Harald Hordrych reingepasst. Aber so ist es – zur Freude von Carmen Thomas – jetzt schlicht nachschaubar in der Welt.😃👍🏼🙋♀️.
P.S. Und wer eine Idee zur Wissens-Verwertung hat: Bitte melden.
Dem 50. Jahrestag der ersten Moderation einer Sportsendung durch eine Frau im deutschen Fernsehen dient die kleine Auswahl der folgenden Berichte:
• ARD-Stichtag 3.2.1973:“ Erste Sportmoderatorin im deutschen Fernsehen“
• Bunte: „Wer sich als Mädchen mit Fußball beschäftigte, galt als lesbisch oder gestört“
• DLF Kultur: „Carmen Thomas entert vor 50 Jahren eine Männerdomäne“
• Prisma: „Das aktuelle Sportstudio“: Carmen Thomas über ihren Skandal als erste Sportmoderatorin im deutschen TV
Das Geländer-Interview von „Manager-Seminare“ hat einen zusätzlichen Charme, nämlich: „Vergleich macht reich“: Was haben andere geantwortet.
Hier geht’s zum Interview (bitte klicken).